#Mayvember – Gedanken am Ende der Saison

 Jedes Jahr das Gleiche?

Wie jedes Jahr bestätigte sich auch heuer wieder, dass es gegen Ende der Wintersaison noch einmal gewaltig gute Verhältnisse gibt. Ob jetzt die Anzahl meiner aktiven Jahre im Pulverschneesport statistisch signifikant sind, wage ich zu Bezweifeln. Mein Fotoarchiv über die letzten annähernd 10 Jahre spricht jedoch eine eindeutige Sprache. Ende April, Anfang Mai gab es immer Powdershots und damit verbundene äußerst positive Erinnerung. In Zeiten von Facebook wird man daran auch fleißig erinnert.

Der Winter 16/17 war im Großen und Ganzen nur so lala, nicht schlecht, aber einfach etwas mager. Bis inklusive Ostern gab es eigentlich nur in der ersten Jännerhälfte richtig fette Tage – die restliche Zeit dümpelte man eher so dahin – hier mal 10cm, hier mal 20cm, ganz nett, aber nie richtig ergiebige Neuschneefälle.

 Winter strikes back!

Und dann kam die Woche nach Ostern. Neuschneemengen jenseits der 1,5m am Arlberg, dazu überschaubar starker bis teilweise sehr geringer Windeinfluss und die noch vorhandene Schneedecke vom Winter führten zu den besten Tagen dieser Saison. Und wie jedes Jahr – wenig Leute um diese Zeit. Gechilltes Freeriden von neun bis vier mit einigen First Lines für die man im Hochwinter schon um 08:30 sprinten müsste. So stellt man sich das vor! Da dürfen das Bike und die Kletterpatschen, trotz grüner Wiesen in Innsbruck, gerne nochmal im Keller bleiben. Nebenbei bemerkt – die Skipasspreise in der letzten Saisonswoche sind am Arlberg auch deutlich geringer als den restlichen Winter, also markiert euch diese Zeit mal im Kalender.

 Schneegeilheit vs. Schneehöhe – Ausnahmen bestätigen die Regel?

Die inverse Korrelation von Schneehöhe und Schneegeilheit aller Freerider bestätigt sich also wieder einmal? Nicht ganz! Es gab einen gravierenden Ausreißer und zwar das Wochenende um den ersten Mai. Angetrieben durch weitere Neuschneeprognosen und die Powdershots der vergangenen Tage in den sozialen Medien rollte noch einmal eine Lawine an Schneeliebhabern mit breiten Skiern in die Alpen. Die Verkettung der Umstände – verlängertes Wochenende, Sonnenschein, VIEL Neuschnee und der Tatsache, dass diesen Winter wohl viele noch nicht ganz auf ihre Kosten gekommen sind, führte zu einer absoluten Ausnahmesituation in den Gletscherskigebieten.

 Jenseits von Gut und Böse – Gelebter Wahnsinn…

…oder: an solchen Tagen kann man sich das Führen abgewöhnen wie ein Bergführerkollege das Ganze treffend formulierte. Stau ins Stubaital, Stau an der Gondel, jeder Zentimeter von 25 Grad Gelände bis hin zu 5m Cliffs innerhalb eineinhalb Stunden verspurt, dazu 6(!) Lawineneinsätze allein am Stubaier Gletscher. Hunderte Menschen waren ohne Rucksäcke im Gelände unterwegs. Allgemein bekannte Regeln wie Entlastungsabstände oder Rücksicht auf Andere wurden gekonnt ignoriert. Eine Beurteilung der Verhältnisse und des Geländes fand einfach nicht statt. Dies gilt natürlich wie immer nicht für alle, sondern beschreibt nur das allgemeine Bild welches sich an diesem Wochenende in mehreren Skigebieten zeigte. Trotz erheblicher Lawinenwarnstufe war es per se kein allzu heikler Tag, erst der äußerst dominante Faktor Mensch führte zu einer im Endeffekt doch sehr angespannten Situation.

 Aufklärungsarbeit gescheitert?

Man frägt sich an solchen Tagen: Was ist eigentlich los? Was geht in den Köpfen der Leute vor. Liegt es an mangelndem Wissen? Liegt es an Ignoranz, oder daran das weißes Pulver eine Droge ist, welche in zu großen Mengen die Sinne vernebelt? Liegt es daran das bei grünen Wiesen im Tal das Lawinenthema einfach ausgeblendet wird? Liegt es an uns als Bergführern? Ist unsere mühevolle Aufklärungsarbeit gescheitert? Was können wir machen außer in Kursen und auf Touren Teilnehmer hinsichtlich der Risikothematik zu sensibilisieren?

 Vorbildfunktionen?

Zwei Tage später war wieder alles ruhig. Zwar kam noch einmal ein halber Meter Neuschnee, aber die Geländeskifahrer mit den breiten Latten konnte man an zwei Händen abzählen. War also alles nur eine Ausnahme? Nein! Wenn man genauer hinsah zeigte sich auch an diesem ruhigen Tag, dass dem nicht so ist. Wie gesagt waren die Freerider, von denen ich jetzt einmal pauschal annehme, dass sie sich in ihrem Werdegang schonmal mit dem Thema Lawine befasst haben, nur ein kleiner Prozentsatz all jener die im freien Skiraum ihre Schwünge zogen. Beim weitaus größeren Teil handelte es sich um klassische Skitouristen die irgendwelchen Spuren hinterher fuhren – ohne sämtliche Notfallausrüstung! Interessanter allerdings, waren jene die des öfteren die ersten Spuren zogen: Personen in lokaler Skilehreruniform ohne Rucksack … Denn sie wussten (nicht?) was sie tun…

 Hochgebirge mit Ski – beste Zeit – jetzt!

So, jetzt aber genug nachgedacht. Fakt ist, dass die Skitourenverhältnisse im Hochgebirge jetzt richtig gut werden/sind. Also viel Spaß bei euren Touren, Gipfeln, Durchquerungen, Steilwandabfahrten und ‚E-Bike and Ski’ Abenteuern.