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Inklusive Transalp

Im Team über die Alpen

Ein Inklusionsprojekt der besonderen Art des Österreichischen Alpenvereins und der Alpenvereinsjugend. Wie es sich für ein inklusives Team gehört, waren normale Fußgänger, Rollstuhlfahrer, als auch ein Teilnehmer mit kognitiver Beeinträchtigung mit an Bord, oder besser gesagt: Am Rad.

Dieses Team ‚Rol It‘ (Radeln ohne Limits – Inklusive Transalp) überquerte in 9 Tage gemeinsam, bei teils widrigen Bedingungen, die Alpen von Scharnitz bis zum Gardasee. Der Anspruch der Tour wurde dabei bewusst so gewählt, dass es eine Herausforderung für jeden Teilnehmer ist. Bei der Route handelte es sich dezidiert nicht um eine spezielle ‚handbiketaugliche’ Radwegstrecke. Nein, es war eine klassische Transalp, so wie sie viele ambitionierte Mountainbiker als Ziel haben. Vom Startpunkt nahe der deutschen Grenze durchquerten wir zuerst das Karwendel, übers Plumsjoch kamen wir zum Achensee und weiter ging es übers Geiseljoch durch die Tuxer Alpen in Richtung Tiroler Alpenhauptkamm. Über den Brenner Grenzkamm erreichten wir Italien, genossen in Meran etwas Dolce Vita, bevor es nochmal anstrengend vorbei am Molvenosee zum selbst gesteckten Ziel, dem Gardasee, ging. 

Die Anzahl der Räder ist egal

Solang die Route ohne Tragepassagen auskommt, macht es dabei keinen Unterschied ob sie von einem Zweirad oder Dreirad bezwungen wird. Außer vielleicht, dass Handbikes auf alpinen Schotterwegen auf den ersten Blick etwas exotischer wirken. Ob man einen Platten Reifen am Handbike oder Mountainbike flickt ist egal, ob man einem erschöpften Mountainbiker ein paar Meter das Bike abnimmt, oder einen Handbiker kurz anschiebt weil er in einer steilen Rampe hängen bleibt, macht auch keinen Unterschied. Hilfestellungen an ausgesetzten Passagen nehmen sowohl Mountainbiker als auch Handbiker gerne an. Somit konnten bei diesem Projekt die Grenzen zwischen Rollifahrern und Fußgängern über weite Teile sehr gut verschwimmen. Die Alpen wurden mit gegenseitiger Unterstützung als inklusives Team überquert.

Einstellung oder Beeinträchtigung – Was ist entscheidend?

Differenzen im Team zeigten sich weniger aufgrund der offensichtlichen Unterschiede, sondern viel mehr wegen der bunt zusammen gewürfelten Gruppe mit sehr verschiedenen Charakteren. Von stark leistungsorientierte Ansätzen bis hin zu extrem hoher Sozialkompetenz war alles vorhanden. Diese Unterschiede im Mindset führten natürlich auch immer wieder zu spannenden Entscheidungsprozessen. Das gemeinsame Ziel war klar definiert, der Weg dorthin nicht immer. 

Die Gruppe hat sich selbst geführt und so manche Diskussion blieb natürlich nicht aus. So viel sei aber gesagt: Die vorherrschenden Bedingungen machten Entscheidungen definitiv nicht leicht, dafür aber Gruppendynamisch sehr wertvoll, und rückblickend kann ich nur gratulieren zu einer hervorragenden Teamleistung. 

Die stillen Helden

Während die Leistung der Handbiker klar ersichtlich ist, viele gibt es nicht die schon eine MTB Transalp mit Handbike gefahren sind, sollte auch unser Teilnehmer mit kognitiver Beeinträchtigung nicht vergessen werden. Im Kindesalter hatte er noch Schwierigkeiten beim Schaukeln und jetzt hat er Mitte 20 tatsächlich seine erste (und wahrscheinlich nicht letzte) Transalp gemeistert.

Besonders hervorheben möchte ich aber die normalen Fußgänger und deren Werte und Einstellungen die sich für dieses, über 2 Jahre laufende, Projekt beworben und teilgenommen haben um Inklusion zu leben. Als Kontrastprogramm zu meinem sonst primär leistungsorientierten Umfeld war das Projekt, gerade auch wegen dieser Menschen, wieder einmal Horizont erweiternd. Umso erfreulicher ist es dann, dass ALLE Teilnehmer im Zuge der Tour auf ihre Kosten gekommen sind, keine persönliche Ziele vernachlässigt werden mussten und die komplette Transalp mit gutem Teamwork bewältigt wurde. Ich lehne mich sogar soweit aus dem Fenster und sage, dass diese 9 Tage in den Bergen nicht viel anders gelaufen wären, wenn es sich anstatt einer inklusiven Gruppe um eine bunt gemischte Gruppe normaler Mountainbiker gehandelt hätte.

Danke an alle, dass ich als Teil des Leitungsteams dabei sein durfte! Ohne den zahlreichen Sponsoren und Unterstützer, allen voran der Österreichische Alpenverein, wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen. Ein besonderer Dank geht auch noch an unseren Gepäcktransfer Fahrer Franz welcher uns mit einer perfekten Logistik und unendlich Motivation unterstützt hat. Ohne ihn würden wir wahrscheinlich heute noch nicht am Gardasee sein.